Die Werte und die Vielfalt Europas erleben

Wenn von Europa die Rede ist, dann wird oft von der Vielfalt gesprochen oder von den Werten. Aber was genau steckt hinter diesen Schlagwörtern? Bei der MEP-Eröffnungsveranstaltung fand man dazu Antworten. Zu den gemeinsamen Werten hatte Präsident Leon aus Bremen eine einfache Lösung parat: Einfach mal in den aktuell gültigen EU-Vertrag von Lissabon gucken und sich dann bis Artikel 2 vorarbeiten: Dort seien die Wesentlichen aufgeführt: Achtung der Menschenrechte, Freiheit, Gleichheit, Demokratie und Rechtstaatlichkeit. Leider seinen diese zur Zeit zum Teil in Gefahr, in Vergessenheit zu geraten angesichts der Flüchtlingskrise und dem wachsenden Rechtsruck in zahlreichen EU Staaten. Das MEP könne dazu dienen, das weitere Abdriften nach rechts zu verhindern. Hier werde der Grundstein dafür gelegt, mitreden zu können, ernst genommen zu werden, sich als Europäer zu fühlen.

 

Und auch während der folgenden Länderpräsentationen spielten die Werte der EU eine gewisse Rolle. Vor allem durch die polnische und ungarische Gastdelegationen. Die erstere fühlt sich von der neuen Regierung beunruhigt und alarmiert und hofft auf einen neuen „Wind of Change“, während die letztere sich ironisch als Weltmeister der Stacheldrahtzaunbaus bezeichnete. Aber was die junge Delegation Ungarn wirklich interessiert sei der Fußball EM Titel. Dies fand natürlich direkten Widerspruch von der Bremer Delegation und auch von den Belgiern. Womit wir bei der kulturellen Vielfalt wären. Fußball gehört eindeutig mit dazu, zumal im Jahr der Fußball EM. Und so spielte die Berliner Delegation sogar einen Klassiker der Fußballgeschichte zwischen Deutschland und den Niederlanden nach.

 

Wer Fußball nicht für Kultur hält wurde dann aber noch mit anderen kulturell wertvollem  Darbietungen belohnt: Kiel versuchte sich an einem Rap zum Thema Kroatien und Bremen schoss den Vogel mit einer Darbietung des Ballermann Klassikers „An der Nordseeküste“ ab, wobei ein besonders unerschrockener Delegierter sich sogar noch als Meerjungfrau verkleidet zeigte. Wahre Klasse demonstrierten die Schweriner vom Goethegymnasium mit ihrem Kanon, in dem es um Estland, MV und Goethe ging, sowie um marinierte Braunbären. Womit wir bei der Küche und dem Essen wären, einem weiteren Baustein der europäischen Identität. Die Stuttgarter warfen die Frage auf „Braucht Deutschland mehr Stil in der Küche“, die Hannoveraner boten die Kochshow „Europa sucht den Suppenstar“ und auch bei den Thüringern ging es irgendwie um Tschechischen Kuchen.

 

Kulturelle und politische Prominenz hat Europa ebenfalls zu bieten: James Bond, Harry Potter, Graf Dracular, aber auch Martin Luther und den irischen Staatsgründer Sankt Patrick. Zwischen den letzten beiden, einem Erzkatholiken, sowie dem evangelischen Superstar, wird es wohl keine echte Liebe geben. Aber anders liegt die Sache offenbar zwischen Bayern und Finnland. Hier ist eine wahre Liebe entflammt, wie die Herzblatt-Darbietung aus Ingolstadt offenbarte.  

 

An Ende stellt sich die Fragen: 1. Wer hat am meisten überzeugt. 2. Wer hat die dümmsten Fragen an das europäische Bewusstsein gestellt und 3. Wer war politisch am unkorrektesten. Hier die (inoffizielle) Wertung:

 

1.        Sachsen: Denn es ist wahr: alles Tolle fängt mit „S“ an

 

2.       Brandenburg: Ob der Mittelpunkt Europas in Litauen liegt interessiert wirklich niemanden

 

3.       Nordrhein-Westfalen: Ein Touristen-Selfie mit Flüchtlingen und Haribo als neue griechische Währung ist wirklich eine doppelte Provokation – und das alles in wenigen Sekunden: Chapeau

 

Aber wie Cäsar schon feststellte: „Die tapfersten sind die Belgier“. Daher mag es an der Zeit für sie sein, die Fußball EM zu gewinnen. Zumindest die belgische Delegation ist davon überzeugt. Und auf diesen Titel kommt es am Ende wirklich an.

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