BMFSFJ - das Ministerium für den gesellschaftlichen Kitt

Schon beim Namen hätte es zu Schwierigkeiten kommen können: Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – BMFSFJ - ein echter Zungenbrecher. Aber die Moderatorin Clara hatte ordentlich geübt und so gab es bei der Präsentation von Thomas Thomer, Unterabteilungsleiter „Kinder und Jugend“ beim BMFSFJ, keinen Versprecher. Selbst Herrn Thomer ging die Abkürzung nicht so einfach über die Lippen, daher spreche er lieber, wie er offen zugab, vom Ministerium für den gesellschaftlichen Kitt.

 

Nach diesem lockeren Einstieg kam Herr Thomer bei einigen Fragen der MEP Delegierten aber dann doch ganz schön ist Schwitzen: Warum es denn kein Ministerium für  Männer gäbe wollte Cederic aus Bonn wissen und Anna auf Ingolstadt fragte, ob Gleichberechtigung die Frauenquote benötige? Ein anderer Delegierter fragte nach dem Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Ehen.  Eigentlich sollte es bei dem Gespräch um Jugendpolitik gehen, denn dies ist eine der inhaltlichen Prioritäten des Projektes – wird es doch aus dem EU-Jugendprogramm Erasmus plus gefördert. Aber viele Fragen drehten sich um gesamtgesellschaftliche Fragen, um demografischen Wandel, Mehrgenerationenhäuser, Rente. Oft mußte sich Herr Thomer herausreden: er sei nicht zuständig, dies sei Angelegenheit des Arbeitsministeriums, des Justizministeriums oder der Bundesländer. Aber wenn es um sein Fachgebiet die Jugendpolitik ging, konnten die Fragenden mit  konkreten Antworten rechnen. Beispiel „Politikverdrossene Jugend“: das zivilgesellschaftliche Engagement Jugendlicher sei gar nicht so negativ, wie oft dargestellt. Bis zu 80 Prozent der Jugendlichen seien politisch-gesellschaftlich aktiv. Hier mischte sich Jakob, der 2. Moderator, mit dem positiven Beispiel MEP ein, das bei vielen, die er kenne, den Drang entstehen lasse, sich politische zu engagieren.

Ein weiteres positives Beispiel sei für Herrn Thomer die Chancengleichheit von Migrantenkindern. Hier hätte Deutschland in den vergangenen Jahren nach dem sogenannten PISA-Schock deutliche Verbesserungen erzielt: so würden 50 Prozent der türkisch stämmigen Schüler die Abiturprüfung bestehen.  Die größte sozialpolitische Herausforderung sei derzeit allerdings die Integration der zahlreichen Flüchtlinge in die Gesellschaft. 56.000 unbegleitete Jugendliche seinen allein 2015 nach Deutschland gekommen. Nach der Unterbringung in vernünftigen Wohnraum und dem Erlernen der deutschen Sprache gehe es vor allem um die Integration in das Bildungssystem. Nur wenn dies gelinge könne die Aufgabe der Flüchtlingsintegration nachhaltig gelingen.    

Vor allem in Europa würde die EU-Jugendstrategie eine Menge guter und praktischer Anstöße zur Beteiligung Jugendlicher an gesellschaftlichen Prozessen initiieren. Ein Wahlalter ab 16 Jahren hielt er dagegen nicht für zwingend, denn es gäbe zahlreiche andere Möglichketen für Jugendliche, zu einzubringen. Es komme vor allem darauf an, Partizipation auf allen Ebenen und für alle Altersgruppen zu ermöglichen.

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0